Die Folgen der Revolution in Venezuela sind heute auch an den Ölbörsen zu spüren. Nachdem gestern noch vorsichtiges Abwarten und somit kaum ein Einfluss bei den börsengehandelten Rohölpreisen festzustellen war, so mehrt sich jetzt die Sorge, dass die USA die Sanktionen gegen das Land verschärfen könnten. Dies könnte die Preise in die Höhe schießen lassen und hat gestern vor allem bei der amerikanischen Rohölsorte WTI für einen rasanten Anstieg gesorgt.

 

Umbruch in Venezuela

Das Land mit den größten Erdölreserven der Welt steht vielleicht vor einem politischen Umbruch. Am Mittwoch hatte sich der junge Oppositionsführer Juan Guidó zum Interimspräsidenten erklärt, und dem umstrittenen Präsidenten Nicolas Maduro den Kampf angesagt. Das Land ist tief gespalten und Maduro hält mit Hilfe des hinter ihm stehenden Militärs an seiner Macht fest.

 

Die Regierung Maduros hatte der Ölindustrie des Landes in den letzten Jahren den Todesstoß versetzt. Durch Unterinvestitionen und Misswirtschaft war die Produktion seit 2013 von über 3 Millionen Barrel (je 159 Liter) auf nur noch knapp 1,2 Millionen pro Tag gesunken. Die sinkenden Einnahmen stürzten das Land in die schwere Krise, die nun für die Revolution gesorgt hat.

 

Gelingt der Umbruch in Venezuela, könnte sich die Ölförderung des Landes möglicherweise wieder erholen und somit die Ölpreise langfristig senken. Allerdings müssten dafür umfangreiche Reformen und langwierige Umwälzungen nicht nur in der Ölindustrie stattfinden. Eine neue Regierung alleine dürfte nicht ausreichen, um eine Kehrtwende bei den sinkenden Förderzahlen herbeizuführen.

 

Experten gehen davon aus, dass die Krise in Venezuela, vor allem wenn es zu Sanktionen seitens der USA kommen sollte, die Preisniveaus erst einmal in die Höhe katapultieren könnte. Laut Analyst Michael Tran von der Investmentbank RBC Capital Markets wären dann durchaus Preissteigerungen von 15 Dollar und mehr möglich.

 

Ausblick

Mit den Preissteigerungen an den internationalen Börsen gehen auch die Inlandspreise wieder etwas nach oben. Der eher schwache Euro macht in Dollar gehandeltes Öl zusätzlich teurer, so dass Verbraucher heute für 100 Liter Heizöl mit Aufschlägen von +0,50 bis +0,70 Euro im Vergleich zu gestern rechnen müssen.