Eigentlich standen alle Zeichen auf Preisanstieg am gestrigen Mittwoch. Die politischen Umwälzungen in Venezuela bereiten den Marktteilnehmern Sorgen, da die Sanktionen gegen das Land die Preise weltweit verteuern könnten. Die Veröffentlichung der wöchentlichen Ölbestände in den USA sendete dann mit einem Rückgang der Gesamtbestände nochmal ein Signal nach oben. Erst am späteren Abend wendete sich das Blatt, als die US-Notenbank Fed Hinweise gab, die Zinsanhebung verlangsamen zu wollen. Damit legte der Euro/Dollar-Kurs ordentlich zu und wirkte dem Preisanstieg an den Ölbörsen entgegen.

 

US Ölbestände gesunken

Der wöchentliche Bestandsbericht des US Energieministerium DOE, der immer Mittwochs vom veröffentlicht wird und die wichtigsten Kennzahlen zu den Ölbeständen liefert, kann ein enormer Einflussfaktor sein. Für die Marktteilnehmer sind die Daten Indikatoren der Versorgungslage und damit einhergehend der Preisentwicklung. Somit sorgt der Wochenbericht immer wieder für heftige Kursbewegungen.

 

Das gestrige Zahlenwerk sorgte für Aufwärtspotenzial, denn während bei Ölprodukten wie Benzin und Heizöl klare Abbauten verzeichnet wurden, stiegen die Rohölbestände nur leicht an. Für die Gesamtbestände in Amerika bedeutet das einen Abbau von -4,8 Millionen Barrel (à 159 Liter). Zustande kommt dieser Abbau auch durch den Außenhandel, denn bei den Rohölimporten meldet das DOE ebenfalls Rückgänge.

 

Saudi-Arabiens Einfluss nimmt zu

Vor allem aus Saudi-Arabien brachen die US Importe um mehr als die Hälfte auf 442.000 Millionen Barrel ein. Die Exportkürzungen waren angekündigt worden und kommen somit nicht überraschend. Effektiv sind sie allemal, denn offensichtlich gelingt es den Saudis tatsächlich, die hohen Bestände der USA zu drücken und somit einen wirkungsvollen Hebel am Markt zu nutzen.

 

Eigentlich scheint man in Washington damit zu rechnen, dass der politische Verbündete Saudi-Arabien für die Importausfälle, die durch die Sanktionen gegen Venezuela zustande kommen, einspringt. Man ist durchaus angewiesen auf die Mengen, die bisher aus dem südamerikanischen Land kamen. Ob sich das Königreich jedoch darauf einlässt, ist fraglich.

 

Man darf nicht vergessen, dass die Saudis die Förderung letztes Jahr deutlich gesteigert hatten, als die USA die Iran Sanktionen ankündigten und die Ausfuhren des Iran auf null drücken wollten. Als Saudi-Arabien dann auf Jahreshöchstwert förderte, räumten die USA umfangreiche Ausnahmeregelungen ein und es kam zu einer starken Überversorgung mit einem Preissturz Ende Dezember.

 

Sicherlich wird man diesen Fehler nicht noch einmal machen wollen und erst reagieren, wenn sich die Wirkung der US Sanktionen tatsächlich entfaltet. Noch ist dies nämlich nicht passiert und der Einfluss der Sanktionen gegen Venezuela auf die börsengehandelten Rohölpreise bleibt bisher eher verhalten.

 

Ausblick

Die Hinweise der US Notenbank Fed, die Zinsanhebung verlangsamen zu wollen, sorgte gestern für einen ordentlichen Schub beim Euro/Dollar-Kurs. Mit dem auch heute Vormittag noch starken Euro gleicht sich der Preisanstieg, den die Ölbörsen gestern verzeichneten, aus, da in Dollar gehandeltes Öl für Käufer aus dem Euroraum günstiger zu haben ist. Damit sind bei Heizöl heute wenn überhaupt nur leichte Preisaufschläge zu erwarten und 100 Liter könnten etwa +0,10 Euro teurer sein als gestern.