Am Donnerstag zeigte sich bei den börsengehandelten Rohölpreisen deutliches Aufwärtspotenzial. Spätestens nach einem kleinen Kursrutsch am Nachmittag drehte sich der Wind und die Preise schnellten nach oben. Die Produktionskürzungen der OPEC sowie die angekündigten weiteren freiwilligen Kürzungen von Saudi-Arabien haben die Versorgungslage am Markt deutlich verknappt, so dass die Marktteilnehmer eher mit einer Unterversorgung und deshalb mit steigenden Preisen rechnen.

 

Europäische Rohölsorte Brent bei 70 Dollar?

Auch viele Experten scheinen inzwischen wieder davon auszugehen, dass Rohöl im Jahresverlauf teurer wird. Laut der Finanzexperten der Bank of America Merrill Lynch senkt die Kombination aus freiwilligen Produktionskürzungen von Ländern wie Saudi-Arabien, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten, sowie den unfreiwilligen Ausfällen wie im Iran oder Venezuela das Angebot deutlich.

 

Die US Investmentbank rechnet damit, dass das Ölangebot der OPEC Ende 2019 rund 2,5 Millionen Barrel (à 159 Liter) unter dem Niveau von Ende 2018 liegen wird. Der Durchschnittspreis für die Nordseesorte Brent sollte für das Gesamtjahr dann bei etwa 70 Dollar liegen, so die Prognose der Analysten. Aktuell wird ein Barrel Brent bei etwa 64,93 Dollar gehandelt und der bisherige Jahresdurchschnitt liegt bei 60,94 Dollar.

 

10 Dollar Unterschied zwischen europäischen und amerikanischen Ölkontrakten

Vor Allem die an der Londoner Börse gehandelte europäische Referenzsorte Brent befindet sich im Aufwärtstrend. Die Amerikanische Referenzsorte West Texas Intermediate WTI tut sich dabei etwas schwerer, denn die boomende US Ölproduktion bremst den Preisanstieg hier etwas aus. Im Augenblick liegt der Preisunterschied zwischen den beiden Sorten bei etwa 10 Dollar. Im Januar waren es noch 8,40 Dollar gewesen.

 

Dieser Preisunterschied macht die US Rohölsorte für Käufer außerhalb der USA attraktiver, da er die Transportmehrkosten nach Asien aufwiegt. Mehr Exporte könnten die US Rohölbestände in den kommenden Wochen dann stark drücken, da auf der anderen Seite auch die Importe aus Saudi-Arabien enorm abgenommen haben. Sollten die US Ölbestände sinken, könnte dies den Preisen einen weiteren Schub nach oben geben.

 

Ausblick

Mit den steigenden Preisen an den Ölbörsen sind auch bei den Heizölpreisen Aufschläge zu erwarten. Für 100 Liter bezahlen Verbraucher heute etwa +0,10 bis +0,25 Euro mehr als gestern morgen.