Seit Wochen schon steigen die börsengehandelten Rohölpreise kontinuierlich an. Grund dafür sind unter Anderem die US Sanktionen gegen den Iran, die schon jetzt stärkere Auswirkungen haben als erwartet. Hinzu kommen nun Streiks in Nigeria, dem größten Ölproduzent Afrikas, die die Produktion zusätzlich belasten dürften. Da helfen auch die Nachrichten aus den USA und Russland nicht, die ihre Produktion in den letzten Monaten massiv gesteigert haben. Im Lichte der vielen negativen Einflüsse auf die Versorgungslage scheint dies momentan nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

 

Generalstreik in Nigeria

Vergangene Woche hatten Gewerkschaften in Nigeria zum Generalstreik aufgerufen. Man kämpft vor allem für bessere Löhne. Nun haben sich auch die beiden führenden Öl- und Gasindustriegewerkschaften dem Streik angeschlossen.

 

Die Ölproduktion werde darunter jedoch zunächst nicht leiden, hieß es von Seiten der Arbeitnehmervertretung, denn man könne sie nicht mit einem Schalter ein- oder ausschalten. Das Abschalten der Produktion sei ein Prozess. Sollte man sich dazu entschließen, müsse dies systematisch ablaufen, so ein Gewerkschaftssprecher.

 

Wie es nun weiter geht, ist erst einmal unklar. Gesichert ist die Produktion des Landes keinesfalls. Im August hatte Nigeria noch etwa 1,73 Millionen Barrel (etwa 275 Millionen Liter) auf den Markt gebracht. Sollte diese Menge sinken, würde sich die allgemeine Knappheit noch stärker auf die Rohölpreise auswirken.

 

USA und Russland fördern auf Rekordniveau

In den Vereinigten Staaten steigt die Ölproduktion stetig, wie aus dem neuesten offiziellen Bericht hervorgeht. Im Juli lag die Förderung demnach bei 10,9 Millionen Barrel (etwa 1,7 Milliarden Liter), was einem Anstieg um +0,27 Millionen Barrel zum Vormonat entspricht und gleichzeitig ein neues Rekordniveau markiert.

 

Ähnliche Nachrichten kommen aus Russland. Im September soll die Produktion bei 11,3 Millionen Barrel (etwa 1,79 Mrd. Liter) gelegen haben. Im Vergleich zu August wäre dies ein Anstieg um 130.000 Barrel und gleichzeitig das höchste Niveau, das man in der Zeit nach der Sowjetunion jemals gemessen hatte.

 

Die Marktteilnehmer scheinen allerdings nicht zu glauben, dass diese Produktionssteigerungen die Ausfälle der vergangen Wochen und vor allem die erwarteten Ausfälle in der Zukunft auffangen können. Faktoren wie die Sanktionen gegen den Iran oder die Ausfälle in Venezuela und Libyen überschatten den Markt. Die Preise werden wohl erst einmal weiter steigen.

 

Ausblick

Mit neuen 4-Jahres-Hochs für Rohöl steigt auch der Preis für Heizöl im Inland. Für 100 Liter zahlen Verbraucher heute +0,65 bis +0,85 Euro mehr als am Freitag.