Nach mehreren Tagen mit nachgebenden Notierungen, knüpfen die Ölpreise heute im frühen Handel an ihre gestern erzielten Kursgewinne an. Öl der Atlantiksorte Brent-Futures klettert um 0,9 % auf 85,82 Dollar pro Fass (a 159 Liter), während die US-amerikanische Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) ebenfalls um 0,9 % auf 82,81 Dollar zulegt.

Deutlicher Abbau bei US-Ölbeständen
Die Kurse werden von der Meldung angetrieben, wonach die US-Rohöllagerbestände in der Woche zum 5. Juli um 3,4 Millionen Barrel auf 445,1 Millionen Barrel zurückgegangen sind. Der Abbau übertraf damit bei weitem die Erwartungen der Analysten, die einen Rückgang um lediglich 1,3 Millionen Barrel erwartet hatten.

Während der Berichtswoche sind zudem die US-Benzinvorräte um 2 Millionen Barrel auf 229,7 Millionen Barrel gefallen. Hier hatten Analysten im Vorfeld einen Rückgang von nur 600.000 Barrel prognostiziert.

OPEC rechnet mit starker Ölnachfrage
Damit fügen sich die Daten gut in die Meldung ein, dass die OPEC an ihrer Prognose für ein relativ starkes Wachstum der weltweiten Ölnachfrage im Jahr 2024 und im nächsten Jahr festhält. Das Ölkartell hatte gestern prognostiziert, dass das robuste Wirtschaftswachstum und der Flugverkehr den Kraftstoffverbrauch in den Sommermonaten unterstützen werden.

US-Reisezeit bricht alle Rekorde
Zunehmend mehr Analysten gehen nach einer preislich enttäuschenden ersten Jahreshälfte davon aus, dass die zweite Jahreshälfte für die Ölnachfrage robuster sein wird. Sie verweisen dabei insbesondere auf die Vereinigten Staaten, wo aktuell Hauptreisezeit ist und die ersten Anzeichen für eine steigende Nachfrage tatsächlich positiv sind.

So hatte der US-Verkehrsclub American Automobile Association (AAA) für das 4. Juli-Wochenende ein Rekordreiseaufkommen, vor allem bei den Autofahrten, vorhergesagt.

Intensive Hurrikansaison voraus
Als preistreibend könnte sich in diesem Jahr zudem die Hurrikansaison erweisen, die mit dem gerade abgezogenen Sturm „Beryl“ bereits ein sogenanntes Kategorie-5-Ereignis vorzuweisen hat.
Für dieses Jahr werden sieben bis zwölf schwere Hurrikane vorhergesagt.

Naher Osten bleibt ein Pulverfass
Zusätzlich zu diesen regionalen und saisonalen Faktoren dürfte der anhaltende Krieg im Nahen Osten die Ölmärkte in seinem Bann halten. Trotz zahlreicher Versuche von Vermittlern, eine Art Waffenstillstand zu erreichen, gehen die Kämpfe weiter und ein Licht am Ende des Tunnels ist nicht in Sicht.

Das bedeutet, dass die Möglichkeit einer Unterbrechung der Ölversorgung in der größten Exportregion bestehen bleibt, was sich auf die täglichen Preisveränderungen auswirken könnte.

Wie groß ist der Nachholbedarf in China?
Aus fundamentaler Sicht liegt der wichtigste Grund für höhere Preise in der Erwartung einer stärkeren Ölnachfrage in der zweiten Jahreshälfte. Hier besteht vor allem die Hoffnung, dass sich insbesondere in China die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte deutlich erholen wird.

Ein weiterer Grund ist die mögliche Unterschätzung der Nachfragestärke außerhalb Chinas. Im vergangenen Jahr ist die Ölnachfrage in Asien insgesamt um 5 % gestiegen und hat damit die geringfügigen Rückgänge in Europa und den USA summa summarum wettgemacht.

Heizöl heute günstiger
Nachdem heute im frühen Handel beim Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, bislang noch keine stabile Tendenz erkennbar ist, können Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region maximal -0,25 Euro bis -0,95 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als noch zur Wochenmitte.


Source: Futures-Services