Jeden Mittwoch veröffentlicht das Amerikanische Energieministerium DOE die US Ölbestände, Import- und Exportzahlen sowie Statistiken zur Raffinerieauslastung. Diese Daten haben durchaus Signifikanz für die Ölpreise, denn Marktteilnehmer nutzen sie als Indikatoren für Kaufentscheidungen. Gestern barg der Bericht des DOE eine ziemliche Überraschung, denn entgegen der Erwartungen sind vor allem die US Rohölbestände stark angestiegen. Vor allem an der New Yorker Börse sackten die Ölpreise daraufhin stark ab. Im Süden und Südwesten Deutschlands setzt sich der preissenkende Effekt aber kaum durch. Wegen der extrem niedrigen Pegelstände wird die Versorgungslage immer prekärer, so dass hier die Preise für Heizöl signifikant ansteigen.

 

Bestandsdaten sorgen für Preissturz bei amerikanischer Referenzsorte WTI

Nachdem das American Petroleum Institute API am Dienstag noch wider aller Erwartungen von Bestandsabbauten ausgegangen war, meldete das amerikanische Energieministerium DOE gestern deutliche Aufbauten. Mit +6,5 Millionen Barrel (knapp 1,1 Mrd. Liter) wurden sogar die Prognosen von Montag, die bei +1,5 Millionen Barrel, also etwa 238,5 Millionen Liter lagen, klar übertroffen.

 

Diese starke Zunahme ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die Raffinerieauslastung laut Bericht unverändert blieb und außerdem mit Hurrikan Michael in der letzten Woche zahlreiche Förderanlagen zeitweilig außer Betrieb waren. Beides spräche eigentlich für Abbauten bei Rohöl.

 

Somit sind die Zahlen des DOE-Berichtes eindeutig preissenkend zu sehen, denn sie deuten auf eine sehr gute Versorgungslage in den Vereinigten Staaten hin. Damit hatten die Daten auch einen stark belastenden Effekt auf die Kurse der New Yorker Ölbörse NYMEX.

 

Am europäischen Handelsplatz in London reagierten die Marktteilnehmer spürbar verhaltener. Hier überwiegt immer noch eher die Sorgen um rückläufige Exportzahlen aus dem Iran, die den Markt in Europa und Asien treffen, aber nicht die USA, die ohnehin kein iranisches Öl importieren.

 

Nach wie vor gibt es wenige eindeutige Richtungsmarker an den weltweiten Ölbörsen. Im Wechselspiel zwischen Versorgungsengpässen durch Sanktionen, Produktionssteigerungen der OPEC+ Länder und der grundsätzlichen Sorge um ein rückläufiges Wirtschaftswachstum, bleiben die Preise weiterhin volatil.

 

Saudi-Arabien baut Exportkapazität aus

Die staatliche Ölgesellschaft Saudi Aramco hat ein großes neues Tanklager an der Westküste des Wüstenstaates fertiggestellt. Am Hafen Yanbu nahe Medina können nun zusätzlich 3 Millionen Barrel täglich exportiert werden (etwa 477 Millionen Liter).

 

Mit dem neuen Tanklager und Verladeterminal an der Westküste kürzt Saudi-Arabien den Transportweg in Richtung Europa und USA enorm ab und umgeht außerdem die Straße von Hormuz am Persischen Golf. Durch diese Engstelle vor der Küste des Iran müssen täglich bis zu 17 Millionen Barrel Öl passieren.

 

Laut Khalid al-Falih, dem saudischen Ölminister, soll hier noch nicht Schluss sein. Die Saudi Aramco plant, noch ein weiteres Terminal am Roten Meer im Westen des Landes zu erneuern. Laut al-Falih fördere man momentan etwa 10,7 Millionen Barrel, könne die Exportkapazität dann aber sogar auf 15 Millionen Barrel anheben (ein Barrel entspricht in etwa 159 Liter).

 

Ausblick

Nach der Abwärtsbewegung an den Börsen wäre heute nun eigentlich mit Preisnachlässen für Heizöl zu rechen. Die Situation vor Allem im Süden und Südwesten Deutschlands wird jedoch immer prekärer. Die Wasserstände im Rhein nähern sich einem neuen Rekord-Tiefstand, so dass der Schiffsverkehr inzwischen nahezu zum Erliegen gekommen ist. Die damit einhergehende angespannte Versorgungslage sorgt vielerorts für deutliche Preisanstiege und für enorme Preisunterschiede innerhalb des Landes.