Die Ölpreise zeigen sich zur Wochenmitte im frühen Handel nach einem unerwartet starken Rückgang der US-Rohöllagerbestände deutlich im Plus. Öl der Atlantiksorte Brent-Futures klettert aktuell um 0,5 % auf 86,65 Dollar pro Fass (a 159 Liter), während die US-amerikanische Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) um 0,4 % auf 83,16 Dollar zulegt. Damit erreichen beide Ölsorten ein neues 10-Wochen-Hoch.

US-Rohölbestände drastisch gesunken
Nach Angaben des American Petroleum Institute (API) sind die Rohölvorräte in den USA sind in der Woche zum 28. Juni um 9,163 Millionen Barrel gesunken. Die Benzinvorräte stiegen dagegen  um 2,468 Millionen Barrel an während die Destillate (Heizöl, Diesel, Kerosin) um 740.000 Barrel gesunken waren.

Analysten hatten einen Rückgang der Rohölvorräte um 700.000 Barrel, der Benzinvorräte um 1,3 Millionen Barrel und der Destillatvorräte um 1,2 Millionen Barrel erwartet.

OPEC fördert weiter zu viel Öl
Während die USA mit einem überraschend hohen Lagerabbau zu kämpfen haben, bemüht sich die OPEC darum, ihre Ölproduktion nicht zu stark ansteigen zu lassen. Im Juni war diese zwar um 80.000 auf 26,98 Millionen Barrel pro Tag zurückgegangen, die Produktionsmenge lag damit aber immer noch 466.000 Barrel pro Tag über dem vereinbarten Förderniveau.

Irak und VAE halten Verpflichtungen nicht ein
Diese Abweichung ist vor allem auf den Irak und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) zurückzuführen, die beide deutlich mehr produzierten als vereinbart. Vor allem der Irak hatte sich dazu verpflichtet, seine Produktion auf ein von der OPEC vorgegebenes Niveau abzusenken und die bislang aufgelaufene Überproduktion durch stärkere Produktionskürzungen zu kompensieren.

Davon ist nach wie vor nichts zu sehen. Der Irak produzierte im Juni weiterhin gut 250.000 Barrel pro Tag mehr als erlaubt. Das Land sträubt sich seit Jahren gegen die Obergrenzen der OPEC+, da es versucht, seine vom Krieg zerstörte Wirtschaft wiederaufzubauen.

Analysten: Geduld der OPEC-Mitglieder geht zu Ende
Etwaige Beteuerungen aus dem Irak, die Produktion zu kürzen und sich an die Vereinbarung halten zu wollen, sollten nach Einschätzung der Rohstoffexperten der Commerzbank nach dem wiederholten Wortbruch mit großer Skepsis gesehen werden. Die Frage sei den Experten zufolge, wie lange die anderen Länder noch zusehen werden, bevor sie möglicherweise ihre Produktion ebenfalls anheben.

Saudi-Arabien benötigt Ölpreis von 100 US-Dollar
Der starke Preisrückgang nach der OPEC+-Sitzung Anfang Juni habe gezeigt, wie empfindlich der Ölpreis auf eine mögliche Ausweitung der OPEC-Ölproduktion reagieren würde. Noch scheinen die Marktteilnehmer dieses Risiko nicht zu sehen, wie der aktuelle Anstieg des Brentölpreises auf rund 87 US-Dollar je Barrel zeigt. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds benötigt Saudi-Arabien, der unumstrittene Anführer der OPEC, zur Finanzierung einer ehrgeizigen Wirtschaftsreform einen Preis von nahezu 100 Dollar pro Barrel.

Heizölpreise ohne feste Tendenz
Nachdem heute im frühen Handel Preisabschläge für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, zu beobachten sind, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region maximal +0,05 Euro bis -0,65 Euro pro 100 Liter mehr, bzw. weniger bezahlen als noch am Dienstag.


Source: Futures-Services