Die Rohölpreise legten auch zum Auftakt der neuen Woche weiter kräftig zu. Die US-Sorte WTI verbuchte Gewinne in Höhe von 1,8% und ging bei 77,83 US-Dollar je Barrel aus dem Handel, die Atlantiksorte Brent verteuerte sich sogar um 2,1% auf 82,32 US-Dollar. Trotz der zuletzt wieder angestiegenen Ölpreise, notieren diese immer noch erheblich unter ihren Ende September aufgestellten Jahreshöchstständen. Als Hauptgründe für den vorangegangenen Kursrutsch werden schwache Wirtschaftsdaten aus den beiden größten Ölmärkten, den Vereinigten Staaten und China, angeführt.

Gefahr weiterer Sanktionen
Die niedrigeren Rohölpreise sind sowohl für die Volkswirtschaften der USA als auch für die EU positiv. Aber neue Gerüchte über weitere Ölsanktionen und deren Durchsetzung könnten das Pendel schnell wieder in eine andere Richtung umschlagen lassen.

Denn inzwischen nehmen die USA die iranische Ölindustrie einmal mehr ins Visier, da der Mullah-Staat die Terrororganisation Hamas unterstützt. Interessant dabei ist, dass ein hochrangiger US-Diplomat ein Szenario bevorzugt, indem die Ölexporte des Iran nicht komplett sanktioniert, sondern lediglich auf einem niedrigeren Niveau gehalten werden sollen. Dies würde sich positiv auf das Ölangebot und damit auf die Ölpreise auswirken.  Ziel sei es, die iranischen Ölexporte um etwa eine Million Barrel (a 159 Liter) pro Tag zu reduzieren.

USA und EU drohen, aber…
Das klingt aus der Sicht des Weißen Hauses sicherlich nach dem perfekten Szenario. Leider hört sich das aber sehr nach „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ an. Eine ähnliche Vorgehensweise ist übrigens auch bei der Preisdeckelung der sieben führenden Industrieländer G7 auf russisches Öl zu beobachten.

Anfang letzter Woche hatte es Meldungen in der Presse gegeben, dass Dänemark den Beginn von Inspektionen und mögliche Blockaden russischer Öltanker, die durch seine Gewässer fahren, erwägt. Die Meldung erfolgte im Kontext des jüngsten Versuchs der EU, eine Preisobergrenze für Ölexporte aus Russland durchzusetzen.

Nur einen Tag nach der Veröffentlichung der Presseberichte erklärten EU-Quellen, dass russische Öltanker nicht zu den Zielobjekten des EU-Plans zur besseren Durchsetzung der Preisobergrenze von 60 US-Dollar je Barrel  gehören.

…mögliche Angebotsverknappung der OPEC macht Sanktionen weniger wahrscheinlich!
Nach den jüngsten Meldungen über eine Angebotsverknappung durch die OPEC würde die Durchsetzung von Sanktionen sowohl gegen Russland als auch gegen den Iran die Angebotsverringerung noch verstärken. Und sowohl die EU als auch die USA benötigen niedrigere Ölpreise, nicht höhere.

Die Menschen in der EU haben bereits mit ihren Energierechnungen zu kämpfen, während die USA versuchen, günstig Öl für ihre nahezu leeren strategischen Erdölreserven zu kaufen. Sollten sich die Sanktionsbehörden jedoch entschließen, ihren Worten Taten folgen zu lassen, könnte sich das weltweite Ölangebot erheblich verknappen.

Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, gestern weiter zugelegt haben, wirkt sich dieses Plus auch auf die Heizölpreise aus. Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet müssen je nach Region etwa +0,50 bis +1,10 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zur Wochenbeginn.


Source: Futures-Services