Nach monatelangen Blockaden an den Ölanlagen des Landes und einem erbitterten Bürgerkrieg ist die Ölförderung in Libyen nun wieder in Gang gekommen. Das Friedensabkommen, welches erst vor wenigen Wochen geschlossen wurde, ist noch recht wacklig, aber die zuletzt fast auf Null gedrückte Ölproduktion des von seinen Erdölexporten abhängigen Landes nimmt schon jetzt deutlich Fahrt auf.

 

Eines der größten Ölfelder Libyens wieder in Betrieb
Libyen besitzt die größten Ölvorkommen innerhalb Afrikas, konnte diesen Reichtum in den letzten Jahren aber immer weniger nutzen. Seit dem Sturz des Machthabers Muammar Gaddafi 2011 versank das Land in einem heftigen Bürgerkrieg. Seit Januar waren die Ölanlagen des Landes blockiert worden, so dass die Ölförderung von 1,7 Millionen Barrel (à 159 Liter) täglich auf nur noch etwa 90.000 Barrel täglich sank.

 

Mit dem zaghaften Friedensabkommen, welches Ende August geschlossen wurde, erwacht Libyens Ölindustrie nun langsam wieder zum Leben. Schon Anfang September öffneten sukzessive die Ölhäfen im Nordwesten des Landes und es konnten wieder erste Öltanker beladen werden. Am Wochenende nun gab die Nationale Ölgesellschaft (NOC) bekannt, dass auch der Betrieb an einem der wichtigsten Ölfelder des Landes, El Sharara, wieder aufgenommen werden konnte.

 

Hier hatten bis kurz zuvor noch Söldner die Stellung gehalten, so dass aus Sicherheitsgründen das Force Majeure – eine Abschaltung der Anlagen aufgrund äußerer Einwirkung – beibehalten wurde. Nun scheint die Sicherheit der Mitarbeiter auf dem Ölfeld jedoch gewährleistet und der Output aus El Sharara könnte innerhalb weniger Tage auf etwa 300.000 Barrel täglich steigen.

 

Ein Problem für die OPEC?
Libyen ist Mitglied der OPEC, war bisher aber von den aktuellen Förderkürzungen ausgenommen gewesen. Nun steht die Organisation erdölexportierender Länder aber vor einem Problem, denn die Strategie der Mitgliedsstaaten ist es, durch freiwillige Kürzungen das Angebot zu verknappen um die coronabedingt niedrige Nachfrage aufzufangen und damit die Preise zu stabilisieren.

 

Nun kommt aber aus Libyen eine recht große Menge an Öl auf den Markt, mit der vorher nicht gerechnet wurde. Es könnte daher sein, dass die OPEC ihre Strategie in den kommenden Wochen anpassen muss und die Förderkürzungen noch einmal verschärft und nicht wie geplant ab Januar lockert. Kurzfristig lastet die steigende Ölförderung in Libyen allerdings erst einmal auf den Ölpreisen und sorgt für Nachlässe an den Ölbörsen.

 

Ausblick
Auch im Bundesgebiet kann heute mit Preisnachlässen von durchschnittlich etwa -0,05 bis -0,20 Euro pro 100 Liter gerechnet werden.

 

Bildquelle: https://www.openstreetmap.org/

 


Source: Futures-Services