Die börsengehandelten Rohölpreise rutschten gestern ein gutes Stück in den Keller und zogen auch die Heizölpreise im Bundesgebiet mit nach unten. Neben der Angst vor neuen lockdownbedingten Preiseinbrüchen wie im Frühjahr belasteten gestern auch die US-Ölbestandsdaten, die gestern wie jeden Mittwoch vom US-Energieministerium veröffentlicht wurden.

 

US-Rohölproduktion und Bestände in den USA gestiegen

Das Department of Energy (DOE), das amerikanischen Energieministerium, meldete gestern einen deutlichen Aufbau bei den Rohölbeständen des Landes. Im Vergleich zur Vorwoche sind +4,3 Millionen Barrel (à 159 Liter) hinzugekommen, was an den Ölbörsen für Preisdruck sorgte, denn Aufbauten in dieser Größenordnung deuten auf eine komfortable Versorgungslage – möglicherweise sogar eine Überversorgung – hin.

 

Was jedoch gestern vielleicht noch schwerer auf den Preisen lastete, war die Tatsache, dass die Ölproduktion des Landes  in der vergangenen Woche deutlich zugenommen hat. Sie ist inzwischen so hoch wie seit Juli nicht mehr, was darauf hindeutet, dass sich die durch die Corona-Krise stark gebeutelte amerikanische Ölindustrie wieder erholt.

 

Überversorgung bei schwacher Corona-Nachfrage

Für die Marktteilnehmer ist dies einigermaßen beunruhigend, drücken doch zur Zeit von allen Seiten mehr Ölmengen auf einen Markt, der sich kaum vom ersten Nachfrageeinbruch im Frühjahr erholt hat und nun in die nächste Krise steuert. Nicht nur die USA steigern ihre Ölförderung, auch in Libyen ist die Produktion nach dem Ende des Bürgerkrieges fast schon wieder auf Normalniveau angelangt. Im November sollen hier schon wieder eine Millionen Barrel täglich gefördert werden.

 

Die OPEC plant unterdessen, die starken Förderkürzungen, die die Organisation seit dem Frühjahr durchhält, ab Januar zu lockern. Dann würden auch aus den Reihen der OPEC jeden Tag etwa zwei Millionen Barrel zusätzlich auf den Weltmarkt gespült werden. Die Rufe nach einer Verschiebung der Lockerung werden deshalb inzwischen immer lauter. Zu einer Entscheidung wird es vor Ende November aber wahrscheinlich nicht kommen. Dann erst kommt die OPEC zu ihrer (virtuellen) Vollversammlung zusammen, bei der das Thema sicherlich Tagesordnungspunkt Nummer eins sein wird.

 

Ausblick

Mit dem Preisrutsch an den Ölbörsen geben auch die Inlandspreise für Heizöl nach. 100 Liter Heizöl kosten demnach heute etwa -0,50 bis -0,70 Euro weniger als gestern.


Source: Futures-Services