Die weltweite Versorgungssituation bleibt unter Druck, denn Venezuelas Ölproduktion leidet unter den Sanktionen seitens der USA und in wenigen Wochen enden die Ausnahmeregelungen für die Iransanktionen. Die seit Jahresbeginn greifenden OPEC Kürzungen sorgen sowieso dafür, dass Marktteilnehmer mit einer knapperen Versorgungslage rechnen. Die gestern erschienenen Bestandsdaten für die USA lieferten dann nochmal einen Impuls nach oben, so dass die börsengehandelten Rohölpreise am späten Nachmittag einen ordentlichen Satz nach oben machten und auch die Inlandspreise mit zogen.

 

US Bestände sorgen für Preissprung

Der vom Amerikanischen Energieministerium DOE immer Mittwochs veröffentlichte Bericht zu den Ölbeständen, Import- und Exportzahlen sowie zur Ölnachfrage wird von den Marktteilnehmern immer sehr gespannt erwartet. Je nachdem, wie das Zahlenwerk ausfällt werden darin Indikatoren für die Preisentwicklung gesehen.

 

Die gestern erschienenen Daten sorgten deshalb auch für einen ordentlichen Satz nach oben, denn die Gesamtbestände an Rohöl und allen Ölprodukten sind in der Berichtswoche um 3,4 Millionen Barrel gesunken.  Zusammen mit einer höheren Produktnachfrage, leichten Bestandsabbauten bei Destillaten und den geringer als erwartet gestiegenen Benzinvorräten wurden die Daten des DOE preissteigernd gesehen.

 

Ölfeld in Libyen von Militär befreit

Seit Dezember schon war das größte und wichtigste Ölfeld Libyens von bewaffneten Milizen eingenommen und stillgelegt worden. Der im Osten des Landes herrschende General Khalifa Haftar hat nun die Kontrolle über das Ölfeld zurückgewonnen und man habe sich mit den Besetzern einigen können, so ein Sprecher von Haftars Lybian National Army LNA.

 

Libyen ist seit dem Beginn des Bürgerkrieges 2014 tief gespalten. Die international anerkannte Regierung in Tripolis steht dem Militärführer Haftar gegenüber, der faktisch den Osten Libyens und somit auch den Großteil der Ölindustrie kontrolliert. Wie es nun mit den Ölfeldern weitergeht und bis wann die Produktion wieder aufgenommen werden kann, wird sich zeigen müssen.

 

Entscheidend wird die Frage sein, ob die Kontrolle über das Ölfeld friedlich an die Regierung in Tripolis übergeben wird oder nicht. Die Förderung könnte dann wieder auf bis zu 1,2 Millionen Barrel oder sogar 1,6 Millionen Barrel (à 159 Liter) steigen. Die politische Stabilität in Libyen könnte in den kommenden Tagen und Wochen also durchaus preissenkenden Einfluss auf die Preise haben.

 

Ausblick

Der Preissprung von gestern Abend sorgt auch beim Heizölpreis im Inland für Preissteigerungen. Verbraucher müssen heute für 100 Liter mit Aufschlägen von etwa +0,60 bis +0,80 Euro im Vergleich zu gestern rechnen.