Die internationalen Ölbörsen sind einer Vielzahl von politische und wirtschaftlichen Einflussfaktoren ausgesetzt. Im Moment haben viele dieser Faktoren einen offenen Ausgang, so dass sich schon seit geraumer Zeit kein klarer Trend bei den Kursen durchsetzen kann. Ob es die trüben Aussichten für die Weltwirtschaft sind, die die Preise eher belasten würden, oder die Kürzungen der OPEC, die ihre volle Wirkung wohl noch nicht entfaltet haben – die Marktteilnehmer warten lieber ab und beobachten. Immer wieder kommt es zu Ausbrüchen in die eine oder andere Richtung, die sich aber nicht behaupten können. So geschehen auch gestern, als die Preise am Vormittag erst mal nach oben kletterten, um dann am Nachmittag ordentlich abzurutschen. Letztlich gingen die Ölpreise dann nahezu unverändert aus dem Handel.

 

Politische Krise in Venezuela beeinflusst die Ölpreise

Venezuela ist für die Marktteilnehmer momentan das größte Sorgenkind. Aktuell scheint die Produktion dort stark zu sinken, was die Preise kurzfristig tendenziell stützt. Grund sind die Sanktionen der USA, die kein venezolanisches Öl mehr importieren um Druck auf den umstrittenen Präsidenten Nicolás Maduro auszuüben. Für das südamerikanische Land ein riesiges Problem, denn die USA sind Hauptabnehmer.

 

Die Lagerbestände in Venezuela steigen rasant an und die Ölförderung ist laut eigener Aussage schon deutlich unter eine Millionen Barrel (à 159 Liter) gesunken. Gleichzeitig soll sich die Anzahl der Arbeitnehmer mehren, die wegen ausstehenden Gehaltszahlungen und Hyperinflation ihre Arbeit niederlegen. Die Lage der Ölindustrie sei desaströs, so der Vorsitzende eines Ölverbandes, Louis Hernandes.

 

Bisher stehen China und Russland weiterhin zum amtierenden Präsidenten Maduro. Sie könnten einspringen als Abnehmer für venezolanisches Öl. Doch die Situation im Land ist höchst brisant und Maduro gerät zunehmend unter Druck. Noch hält das Militär zu ihm, doch die jahrelange Misswirtschaft hat Venezuela in eine tiefe Krise gestürzt unter der auch das Militär zu leiden hat. Somit könnte sich das Blatt jederzeit wenden.

 

Finanzexperten sind sich uneinig

Sollte sich ein friedlicher Machtwechsel in Venezuela vollziehen, könnte das die Ölpreise recht schnell wieder stabilisieren. Dies glaubt zumindest der Wirtschaftsanalyst Scott Shellady. Er vermutet, dass die Krise deshalb auch noch keine Preisrallye ausgelöst hat, da man allgemein mit einem Regimewechsel zu rechnen scheint. Seiner Meinung nach könne dann nach wenigen Wochen wieder der Stand vor der Regierungskrise erreicht werden.

 

Seine Kollegin Mara Roberts Duque ist anderer Meinung und vermutet, dass es auch im Falle einer politischen Einigung nicht zu einer echten Stabilisierung kommen könne. Dafür fehle es der venezolanischen Ölindustrie an Expertise und Struktur, so die Finanzexpertin.

 

Für die Marktteilnehmer heißt es abwarten, wie sich die Situation in Venezuela weiter entwickeln wird. Selbst wenn Maduro als Präsident zurücktreten sollte, würde es sicherlich geraume Zeit dauern, bis die Verhältnisse im Land sich normalisieren und die marode Wirtschaft des Landes sich nachhaltig erholen kann.

 

Ausblick

Eventuell könnte sich heute der schwache Euro auf die Inlandspreise auswirken, denn er macht in Dollar gehandeltes Öl teurer. Im Vergleich zu Montag Vormittag kosten 100 Liter Heizöl heute aber immer noch etwas weniger, so dass Verbraucher mit Abschlägen von -0,10 bis -0,20 Euro rechnen können.