Die börsengehandelten Rohölpreise tun sich nach wie vor schwer mit einer Richtungsänderung nach oben. Nach den turbulenten Weihnachtsfeiertagen mit einem ordentlichen Auf und Ab pendeln sich die Preise nun wieder auf etwas niedrigerem Niveau ein. Die wöchentlich erscheinenden Bestandsdaten aus Amerika melden diese Woche Aufbauten bei Rohöl, ein sicheres Zeichen für fallende Preise, und versetzen den Rohölpreisen somit einen weiteren Dämpfer. Auf lange Sicht gesehen könnte sich das Blatt jedoch wenden, denn die Prognosen der meisten Finanzexperten sehen die Rohölpreise in 2019 höher als sie im Augenblick sind. Auch die OPEC hat diese Woche ihre Bereitschaft signalisiert, wenn nötig stärkere Maßnahmen zur Preisstabilisierung zu ergreifen. Es heißt nun also abwarten, was das neue Jahr tatsächlich in petto hat für die Marktteilnehmer.

 

Überraschende Bestandsaufbauten in den USA

Das American Petroleum Institute API erhebt wöchentlich die Bestände an Rohöl, Benzin und Destillaten (wie z.B. Heizöl) in den USA. Für die börsengehandelten Rohölpreise spielen diese Daten oft eine wichtige Rolle, da sie Indikatoren für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen sind. Steigen die Rohölvorräte im Vergleich zur Vorwoche, fallen die Preise meist, denn ein Anstieg spricht aus Sicht der Marktteilnehmer für eine komfortable Versorgungslage, die das Öl günstig macht.

 

So geschehen in dieser Woche, in der klare Aufbauten bei Rohöl und bei Benzin zu verzeichnen sind. Zum Jahreswechsel rechnet man erfahrungsgemäß mit Abbauten bei Rohöl, da durch die Winternachfrage eigentlich mehr des Rohstoffes weiterverarbeitet wird. Umso überraschender sind die Zahlen des API diese Woche, die eine Aufbau von 6,9 Millionen Barrel (à 159 Liter) bei Rohöl melden. Bei Benzin sind es immerhin noch 3,7 Millionen Barrel.

 

Allerdings warten die Marktteilnehmer noch auf die Bestandsdaten des Amerikanischen Energieministeriums DOE, die heute nachmittag erscheinen. Sie berücksichtigen auch Import- und Exportzahlen und sind im Ganzen detaillierter als der API Bericht. In den vergangenen Wochen hatten API und DOE immer wieder sehr unterschiedliche Ergebnisse gemeldet. Somit könnten sich heute durchaus neue Impulse ergeben.

 

Finanzexperten schätzen Ölpreise 2019 höher

Mit dem nahenden Jahreswechsel werden auch die Prognosen und Vorhersagen zur Preisentwicklung immer mehr. Allerdings tun sich auch die Analysten und Finanzexperten schwer, die Unwägbarkeiten im kommenden Jahr einzuschätzen. Einig scheint man sich jedoch darüber, dass die Preise für die beiden Referenzsorten Brent und WTI, die in London und New York an der Börse gehandelt werden, im Vergleich zum aktuellen Niveau ansteigen werden.

 

Der durchschnittliche Brent Preis soll dann bei etwa 70 Dollar liegen, während WTI etwa 61,13 Dollar erreichen soll. Im Vergleich mit den Schlusskursen von gestern bei 52,16 Dollar Brent und 44,61 Dollar WTI, ergibt sich hieraus Aufwärtspotenzial von 37% bzw. 34%. Die Analysten gehen also davon aus, dass sich im aktuellen Bereich ein Boden bilden könnte, von dem aus sich die Preisniveaus wieder erholen werden. Allerdings reicht die Spanne bei den Einzelschätzungen von 59,50 Dollar bis 78 Dollar für Brent.

 

Im Jahr 2018 lagen die Durchschnittspreise für Brent bisher bei etwa 71,83 Dollar und für WTI bei 65,06 Dollar. Die Experten rechnen somit insgesamt zwar mit einem Preisanstieg, jedoch mit einem etwas niedrigeren Durchschnittspreisniveau als im abgelaufenen Jahr 2018.

 

Ausblick

Heizöl bleibt auch kurz vor dem Jahreswechsel günstig. Allerdings können sich durch die Feiertage deutliche regionale Preisunterschiede und mögliche Wartezeiten ergeben. Voraussichtlich kosten 100 Liter Heizöl heute durchschnittlich -0,50 bis -0,70 Euro weniger als gestern.